Joachim B. Schmidt: Kalman
Hardcover Leinen
352 Seiten
erschienen am 26. August 2020
978-3-257-07138-2
€ (D) 22.00 / sFr 30.00* / € (A) 22.70
Inhalt:
Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Tag für Tag wandert er über die weiten Ebene um das beinahe ausgestorbene Dorf, jagt Polarfüchse und legt Haiköder im Meer aus, um den Fang zu Gammelhai zu verarbeiten. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.
Meine Meinung:
Ich habe das Buch bei Vorablesen entdeckt und es hat mich sofort angesprochen, weil es in Island spielt.
Dann dachte ich: Island und Diogenes Verlag? Ob das passt? Aber obwohl, Diogenes ist sehr international aufgestellt: da veröffentlicht Donna Leon ihre Venedig Krimis, da sind Magdalen Nabbs Florenzkrimis erschienen, Ian McEwans Bücher spielen in Großbritiannien , Amélie Nothomb schreibt Geschichten die in Frankreich spielen… nun also Island. Warum nicht?
Der Klappentext sagt über das Buch und das was den Leser erwartet nicht viel aus. Ist es ein Krimi? Ist es ein Roman mit Tiefgang?
Ich sage es ist es ist eine gelungene Mischung aus allem. Es ist ein ruhiger Krimi in einer wunderschönen Kulisse die zudem noch so bildlich dargestellt ist, dass man sich beim Lesen vor Ort wähnt und zudem einen menschliche Geschichte, die ans Herz geht.
Die Geschichte mit Tiefgang dreht sich um Kalmann, der laut Autor eigentlich den Dortrottel geben sollte, sich dann beim Schreiben aber als Star der Geschichte entpuppte und das absolut zu Recht.
Kalmann ist 33 Jahre und etwas anders als andere. Bei ihm gehen die Uhren manchmal rückwärts.
Sein Großvater bei dem und seiner Mutter Kalmann großgezogen wurde, findet ihn jedoch genau richtig trotz seines unkontrollierbaren Aggressionsproblems.
Kalman wohnt inzwischen alleine in dem 100 jährigen Haus, da sein Großvater inzwischen mit Demenz im Pflegeheim wohnt und seine Mutter aus beruflichen Gründen in eine größere Stadt weggezogen ist. Sie ist aber Kalmann Vormund und schaut nach ihm.
Ansonsten ist die Dorfgemeinschaft von Rafarhöfn (sprich: Reuwarhöbb) Kalmanns Familie und sorgt für ihn, sei es die regelmäßig Fahrt ins Altenheim zum Besuch es Großvaters, als auch das Essen im Hotel etc.
Kalmann ist Jäger und Fischer und macht den zweitbesten Gammelhai der Insel.
Dies alles hat er von seinem Großvater gelernt und das bestimmt seinen Alltag.
Als er auf einer seiner Jagdten nach einem Polarfuchs einen großen Blutfleck entdeckt nimmt die Geschichte ihren Lauf und es kommt Leben in das doch sehr stille, vor dem Aussterben bedrohte Rafarhöfner Dorfleben und die Suche nach dem verschwundenen Robert McKenzie beginnt.
Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten mit Kalmann, mit den doch vielen Rückblenden und den Inselbewohnern, aber im Laufe des Buches sind mir die Rafarhöfner sehr ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen gelitten über das Weiterbestehen ihrer Insel, den politischen Problemen und dazu noch der Rummel mit Polizei und Presse bedingt durch das Verschwinden einer Leiche.
Aber der Graubündner Autor, der nach Island ausgewandert ist, schafft es in dem Buch geschickt seine LeserInnen zu fangen und in die Geschichte zu ziehen und erst wieder auszuspucken, wenn man die letzte Seite gelesen hat und dann ist man sehr traurig, dass man Rafarhöfn virtuell verlassen muß.